Eine aktuell vom schwedischen Karolinska Institut veröffentlichte Studie zeigt, dass sich bei Jugendlichen ein erhöhter Bildschirmkonsum negativ auf die Schlafqualität und -quantität auswirkt, was wiederum das Risiko für depressive Symptome erhöht. Mädchen sind dabei stärker betroffen als Jungen.

Für die Längsschnittstudie wurden die Daten von 4.810 Jugendlichen, die zwischen 12 und 16 Jahre alt sind und in Stockholm zur Schule gehen, ausgewertet. Dazu gab es eine Fragebogenerhebung zu Beginn der Studie, nach 3 Monaten und nach 12 Monaten.

Während der Pubertät verändert sich das Schlafverhalten natürlicherweise. Die Schlafzeiten verspäten sich bis etwa zum zwanzigsten Lebensjahr. Soziale Konventionen, wie z.B. der Schulbeginn, berücksichtigen dies oft nicht. Gerade am Wochenende haben die Jugendlichen dann oft einen anderen Rhythmus, verstärkt durch Beziehungen zu Gleichaltrigen, sowohl offline, als auch online. Dies führt zu verstärktem sozialem Jetlag, da die Schlafmitte, also der Zeitpunkt, der genau in der Mitte zwischen Einschlaf- und Aufwachzeit liegt, an freien Tagen nicht mehr mit dem Schlafbedarf an Schultagen übereinstimmen.

Die Studie zeigt, dass erhöhte Bildschirmnutzung innerhalb von drei Monaten zu signifikant schlechterer Schlafqualität, verkürzter Schlafdauer und späterem Einschlafen führte. Bei Mädchen war der Zusammenhang zwischen Bildschirmzeit und Depressionen teilweise durch Schlafstörungen vermittelt, bei den Jungen konnte kein direkter Zusammenhang festgestellt werden.

In Schweden gilt für die Altersgruppe 6-12 Jahre eine Empfehlung von maximal zwei Stunden freizeitlicher Bildschirmzeit pro Tag, bei den 13-18-Jährgen liegt sie bei maximal drei Stunden pro Tag. Die von den Jugendlichen selbstberichtete Bildschirmzeit in der Freizeit überschritt die Empfehlung durchschnittlich um eine Stunde pro Tag.

 

Hökby, S., Alvarsson, J., Westerlund, J., Carli, V., & Hadlaczky, G. (2025). Adolescents’ screen time displaces multiple sleep pathways and elevates depressive symptoms over twelve months. PLOS Global Public Health, 5(4), e0004262. https://doi.org/10.1371/journal.pgph.0004262

Viel besser für Kinder: „Bildschirmfrei bis drei

mit Dr. med. Silke Schwarz und Univ.-Prof. Dr. med. David Martin

Digitale Medien sind allgegenwärtig – doch welchen Einfluss haben sie auf die Gesundheit und Entwicklung unserer Kinder? In dieser Folge der Kinderdocs sprechen die Kinderärztinnen Dr. Claudia Haupt und Dr. Charlotte Schulz mit den Experten Dr. Silke Schwarz und Prof. David Martin über das Projekt „Bildschirmfrei bis 3“. Gemeinsam beleuchten sie, warum frühkindlicher Medienkonsum problematisch sein kann, welche Auswirkungen Bildschirmzeit auf Sprache, Motorik und Schlaf hat und wie Eltern Alternativen schaffen können. Außerdem gibt es wertvolle Tipps, wie man Kinder sinnvoll beschäftigt – ganz ohne Tablet & Co.
Jetzt reinhören! 🎧 (YouTube)

Im Rahmen des 29. Diagnostik-Symposiums wird Dr. med. Silke Schwarz zum Thema „Digitalisierung und Bildschirmzeit in der Kindheit: Wieviel ist genug?“ sprechen. Das Symposium findet am Donnerstag den 13. März 2025 in Schaan/Liechtenstein statt.

Weitere Informationen finden Sie im Programm.

Hier geht es zur Anmeldung: risch.ch/ds2025

Dr. med. Silke schwarz als Fachreferentin beim Fachtag „Gesundes Aufwachsen“ in Catrop Rauxel

Datum: Mittwoch, 19. März 2025, 14:00 – 18:00 Uhr
Ort: Rathaus Castrop-Rauxel
Zielgruppe: Fachkräfte & Multiplikator*innen aus Gesundheitswesen, Kinder- & Jugendhilfe, schulischer & außerschulischer Arbeit, Justiz & angrenzenden Arbeitsfeldern
Themen: Mediennutzung & -kompetenz, Cybermobbing, Sprachentwicklung, Strafrecht & Schutzmaßnahmen, praxisnahe Ansätze
Programm:

Auf der ganzen Welt wird diskutiert, ob Schulen ein Smartphone-Verbot verhängen sollten.

In einem sogenannten Rapid Review, welches mit einem vereinfachten Verfahren zeitnahe Erkenntnisse liefern kann, untersuchten Tobias Böttger und Prof. Dr. Klaus Zierer am Lehrstuhl für Schulpädagogik der Universität Augsburg, welchen Einfluss ein Smartphone Verbot an Schulen auf die Leistung und das soziale Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler hat. In die Metaanalyse schlossen sie fünf Studien aus Norwegen, Spanien, USA und Schweden ein. Sie fanden einen kleinen und signifikanten Effekt des Smartphone-Verbots auf das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler (d = 0,22, p < 0,001) und einen sehr kleinen und nicht signifikanten Effekt auf deren schulische Leistung (d = 0,05).

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass ein Smartphone-Verbot an Schulen positive Auswirkungen insbesondere auf das soziale Wohlbefinden haben kann. Da das soziale Klima entscheidend für das erfolgreiche Lernen und Lehren ist, kann davon ausgegangen werden, dass diese positiven Effekte langfristig verstärkt werden. Sie betonen auch, dass ein Smartphone-Verbot nicht bedeutet, die digitalen Geräte generell zu verbieten. Vielmehr sollte die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler gestärkt und vor negativen Folgen der Smartphonenutzung geschützt werden. Der Umgang mit Smartphones sollte darauf abzielen, diese als Lehrmittel und Unterrichtsgegenstand begleitet durch, im Bereich der Medienerziehung professionell ausgebildete, Lehrkräfte einzusetzen. Hingegen sollten bei einem Smartphone-Verbot an Schulen der übrige Unterricht und die Pausen frei von Smartphones stattfinden und ein sicherer sozialer Raum, insbesondere für junge Schülerinnen und Schüler geschaffen werden.

Im Bereich der Forschung sollten die Auswirkungen eines Smartphone-Verbotes regelmäßig evaluiert werden. Dadurch könnte der Mangel an wissenschaftlicher Forschung zu diesem Thema behoben werden.

Die Studie: 

Böttger, T.; Zierer, K. To Ban or Not to Ban? A Rapid Review on the Impact of Smartphone Bans in Schools on Social Well-Being and Academic Performance. Educ. Sci. 2024, 14, 906. https://doi.org/10.3390/ educsci14080906

PDF Version: https://www.mdpi.com/2227-7102/14/8/906/pdf 

Pressemitteilung: https://zeitpunkt.ch/handys-fliegen-von-der-schule

Juliane Schemmer und Dr. med. Silke Schwarz haben beim Tag der Forschung 2024 der Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke das Projekt „Bildschirmfrei bis 3“ vertreten. 

Bei der Posterpräsentation wurden die ersten Ergebnisse der präinterventionellen Erhebung vor der U5 der im Jahr 2022 geborenen Kinder gezeigt. Die Daten von über 4000 befragten Eltern zeigten unter anderem, dass die Zeit, die Eltern in Gegenwart ihres Kindes vor dem Bildschirm verbringen, mit statistisch signifikanten schlechteren Ergebnissen bei manchen Entwicklungsschritten der Kinder, z.B. im Bereich Sprache und emotionaler Entwicklung, einhergehen. Gleichzeitig scheint es, dass sich Kinder, die viel Zeit in der Natur verbringen, besser entwickeln, bzw. dies ein Ausgleich für Medienzeiten sein kann.

Knapp ein Fünftel der befragten Mütter zeigten zudem Anzeichen für riskante, schädliche oder abhängige Nutzung des Internets. Dies ist besonders bedenklich, da sie in diesem Alter der Kinder (6 Monate) naturgemäß ein Großteil der Zeit mit ihnen verbringen. Bei den Vätern scheint das Gefährdungspotential mit über 30% allerdings noch höher zu sein.

Kurzversion des Memorandums im Original von der Gesellschaft für Bildung und Wissen e. V. übernommen.

Zusammenfassung

Digitalisierung gilt derzeit im Bildungsbereich für alle Altersstufen als zeitgemäße Lösung von Bildungsfragen. Tatsächlich sind die Wirkungen und Nebenwirkungen digitaler Medien auf Entwicklungs-, Lern- und Bildungsprozesse wissenschaftlich oft ungeklärt. Vielmehr verdichten sich die wissenschaftlichen Hinweise auf enorme Nachteile und Schäden für die Entwicklungs- und Bildungsprozesse von Kindern und Jugendlichen durch digitale Medien. Im Sinne der Fürsorgepflicht öffentlicher Bildungseinrichtungen fordern wir daher ein Moratorium der Digitalisierung insbesondere der frühen Bildung bis zum Ende der Unterstufe (Kl. 6): Es müssen zuerst die Folgen der digitalen Technologien abschätzbar sein, bevor weitere Versuche an schutzbefohlenen Kindern und Jugendlichen mit ungewissem Ausgang vorgenommen werden. Diese haben nur ein Leben, nur eine Bildungsbiografie und wir dürfen damit nicht sorglos umgehen.

Zu untersuchen sind insbesondere Fragen der medizinisch-psychologischen, der pädagogisch-didaktischen und der politisch-demokratietheoretischen Implikationen. Zu den wissenschaftlich fundierten Einsprüchen zählt etwa die Stellungnahme von fünf Professorinnen und Professoren des schwedischen Karolinska-Instituts. Sie warnen vor negativen Auswirkungen von Bildschirmmedien auf das Lernen und die Sprachentwicklung von Kindern. Der U.S. Surgeon General warnt vor den Folgen für die generelle mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen durch längere Nutzungsdauer und das immer frühere Einstiegsalter bei Bildschirmmedien. Das korrespondiert mit Untersuchungen der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und Empfehlungen von Kinderärzten und Psychologen.

Die UNESCO kritisiert im „2023 Global Education Monitor” darüber hinaus, dass bei aktuellen IT-Konzepten für Bildungseinrichtungen nicht das Lernen und der pädagogische Nutzen im Mittelpunkt stünden, sondern wirtschaftliche Interessen. Dazu kommen immer mehr Datenverarbeitungssysteme, die als „Künstliche Intelligenz” (KI) automatisiert beschulen und testen sollen, um fehlende Lehrkräfte zu ersetzen. Dabei hat zuletzt die Corona-Pandemie das Scheitern solcher Ersatzsysteme belegt. Der Deutsche Ethikrat warnt daher in seinen Empfehlungen zur „KI und Bildung” explizit vor der Ersetzung der Lehrkräfte durch Computerprogramme, die UNESCO empfiehlt den Umgang mit KI erst ab 13 Jahren.

Es ist daher dringend notwendig, die einseitige Fixierung auf Digitaltechnik in KITAs und Schulen zu revidieren, um interdisziplinär und wissenschaftlich fundiert, mit Fokus auf Entwicklungs-, Lern- und Bildungsprozesse über IT und KI in Bildungseinrichtungen zu diskutieren. Bei Erziehung und Unterrichten muss das Wohl der Lernenden und die Wirksamkeit pädagogischen Handelns im Mittelpunkt stehen. Dazu fordern wir ein Moratorium und den öffentlichen Diskurs über die notwendigen pädagogischen Prämissen des Einsatzes digitaler Medien in Bildungseinrichtungen.

Langfassung (9 Seiten, mit Unterschriften, PDF): Wissenschaftler fordern Moratorium zu IT und KI in Schulen

Kurzfassung (3 Seiten; Zusammenfassung und Unterschriften, PDF): Wissenschaftler fordern Moratorium zu IT und KI in Schulen

Erstunterzeichnerinnen und Erstunterzeichner

Prof. Dr. Volker Bank, Technische Universität Chemnitz, Professur für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Chemnitz

Prof. Dr. med. Jürg Barben, Leitender Arzt Pneumologie/Allergologie, Ostschweizer Kinderspital, St. Gallen

Prof. Dr. Peter Bender, Universität Paderborn, Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik, Paderborn

Prof. em. Dr. Carl Bossard, Gründungsrektor Pädagogische Hochschule PH Zug

Dr. Jutta Breithausen, Bergische Universität Wuppertal, Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften,Institut für Erziehungswissenschaft, Wuppertal

Prof. Dr. Ute Büchter-Römer, apl. Professorin an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln

Dr. med. Uwe Büsching, Kinder und Jugendarzt, Bielefeld

Prof. Dr. Thomas Damberger, Bildungs- und Erziehungswissenschaften im Kontext der Digitalisierung, Freie Hochschule Stuttgart

Prof. Dr. Karl-Heinz Dammer, Pädagogische Hochschule Heidelberg, Institut für Erziehungswissenschaft

Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs, Karl-Jaspers-Professor für Philosophie und Psychiatrie, Psychiatrische Universitätsklinik, Heidelberg

Dr. med. Dr. h.c. Michaela Glöckler, Kinder-und Jugendärztin

Prof. Dr. Johannes Grebe-Ellis, Universitätsprofessur für Physik und ihre Didaktik, Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften, Bergische Universität Wuppertal

Prof. Dr. Bernhard Hackl, Karl-Franzens-Universität Graz, Institut für Schulpädagogik, Abteilung Schulpädagogik, Graz

Prof. Dr. Gaby Herchert, Universität Duisburg-Essen, Fakultät für Geisteswissenschaften, Germanistik, Duisburg

Prof. Dr. habil. Edwin Hübner, Lehrer und Medienpädagoge, Inhaber des von Tessin-Lehrstuhls für Medienpädagogik an der Freien Hochschule Stuttgart

Prof. Dr. Norbert Hungerbühler, Departement Mathematik, ETH Zentrum, HG E63.1, Rämistrasse 101, CH-8092 Zürich

Universitätsprofessor a.D., Dr. rer. pol. Hans-Carl Jongebloed, Universität Kiel, Institut für Pädagogik, Lehrstuhl für Berufs- und Wirtschaftspädagogik

Prof. Dr. Rainer Kaenders, Mathematisches Institut, Hausdorff Center for Mathematics, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Bonn

Dr. Beat Kissling, Psychologe und Erziehungswissenschaftler/Gymnasiallehrer, Zürich

Prof. em. Dr. Hans Peter Klein, Didaktik der Biowissenschaften, Goethe Universität Frankfurt

Prof. Dr. Jochen Krautz, Bergische Universität Wuppertal, Fakultät für Design und Kunst

Prof. em. Dr. Hans-Dieter Kübler, Professor für Sozial-, Kultur- und Medienwissenschaften, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

PD Dr. Axel Bernd Kunze (Univ. Bonn)

Prof. Dr. Volker Ladenthin, Arbeitsbereich Bildungswissenschaft, Lehrstuhl für Historische und Systematische Erziehungswissenschaft, Bonn

Prof. Dr. phil. Ralf Lankau, Fakultät Medien, HS Offenburg

Hon.Prof. Dr. Christoph Möller, Chefarzt, Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Zentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover

Prof. Dr. Jürgen Rekus, Institut für Allgemeine Pädagogik, Universitätsbereich im Karlsruher Institut für Technologie, Karlsruhe

Prof. Dr. Ingo Reuter, Kulturwissenschaften, Univ. Paderborn

Prof. i. R. Dr. Christian Rittelmeyer, Professor für Erziehungswissenschaft am Pädagogischen Seminar der Universität Göttingen

Dr. Klaus Rodens, Kinder- und Jugendarzt, Angertorstr. 6, 89129 Langenau

Prof. Dr. Dr. Frauke Rostalski, Institut für Strafrecht und Strafprozessrecht, Universität zu Köln, Köln

Prof. Dr. Thomas Sonar, Institut Computational Mathematics, AG Partial Differantial Equations PDE, Technische Universität Braunschweig, Braunschweig

Prof. Dr. med. Dr. phil. Manfred Spitzer, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III

Prof. Dr. Gertraud Teuchert-Noodt, Neurobiologin, ehem. Universität Bielefeld

Prof. Dr. Christoph Türcke. em. Professor für Philosophie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig

Prof. Dr. Anke Wegner, Institut für Germanistik, Didaktik der deutschen Sprache/Deutsch als Zweit- und Fremdsprache, Universität Trier

Prof. Dr. Ysette Weiss, Institut für Mathematik, AG Fachdidaktik Mathematik, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz

Prof. em. Dr. Dr.h.c Erich Ch.Wittmann, Projekt Mathe 2000, Technische Universität Dortmund

Prof. Dr. Tomáš Zdražil, Anthropologische und anthroposophische Grundlagen der Waldorfpädagogik, Freie Hochschule Stuttgart

Prof. Dr. Klaus Zierer, Ordinarius für Schulpädagogik, Universität Augsburg

Welche Auswirkungen hat die zu frühe Nutzung von Smartphones, Tablets etc. auf die kindliche Entwicklung? Ab wie vielen Jahren ist eine Smartphone-Nutzung in Ordnung und in welchem Ausmaß? Leidet die Konzentrationsfähigkeit und die Sprachentwicklung von Kindern durch die Nutzung von Bildschirmmedien?

Diese und mehr Fragen beantworten die Initiatoren von „Bildschirmfrei bis 3“, Dr. med. Silke Schwarz und Prof. Dr. med. David Martin, im Interview.

Zusammenfassung:
In einem umfassenden wissenschaftlichen Review zur Auswirkung von Mobilfunkstrahlung auf die Gesundheit von Kindern, veröffentlicht von diagnose:funk, zeigt die Studie mit dem Titel „Drahtlose Technologien, nicht-ionisierende elektromagnetische Felder und Kinder: Gesundheitsrisiken erkennen und reduzieren“ alarmierende Ergebnisse. Diese bahnbrechende Arbeit, angeführt von Prof. Linda Birnbaum, der ehemaligen Direktorin des US-amerikanischen National Toxicology Program (NTP) und des National Institute for Environmental Health (NIEHS), präsentiert erstmalig einen umfassenden Überblick über die Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung auf die Fortpflanzung, Schwangerschaft und Kinder.

Die Schlüsselergebnisse dieser Studie sind alarmierend:

  1. Schädigung der Fortpflanzungsfähigkeit: Insbesondere die Spermien sind betroffen, was langfristige Auswirkungen auf die Reproduktion haben könnte.

  2. Auswirkungen pränataler Bestrahlung: Die Strahlung während der Schwangerschaft kann sich negativ auf die postnatale Entwicklung des Kindes auswirken.

  3. Beeinträchtigung der Gehirnentwicklung und des Gedächtnisses: Besonders besorgniserregend ist die Erkenntnis, dass Mobilfunkstrahlung die Entwicklung des kindlichen Gehirns beeinträchtigen kann.

  4. Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensauffälligkeiten: Die Studie zeigt, dass Kinder, die Strahlung ausgesetzt sind, ein höheres Risiko für Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensauffälligkeiten haben.

  5. Erhöhte Krebsraten: Besonders alarmierend ist die Erkenntnis, dass Mobilfunkstrahlung zu erhöhten Krebsraten bei Kindern und jungen Erwachsenen führen kann.

  6. Psycho-soziale Auswirkungen: Dazu gehören Bindungsstörungen, Suchtverhalten und gestörtes Sozialverhalten.

Die Autoren der Studie argumentieren, dass die derzeitigen Grenzwerte, die den Schutz vor Mobilfunkstrahlung regeln, nicht mehr dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechen und somit die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen nicht ausreichend schützen.

Um Kinder vor den potenziell schädlichen Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung zu schützen, empfehlen die Experten Präventionsmaßnahmen. Dazu gehören eine verstärkte Aufklärung sowie zehn konkrete Tipps für Familien, um die Exposition ihrer Kinder zu minimieren. Diese Maßnahmen schließen ein, strahlende Geräte von Gehirn und Körper fernzuhalten, Filme vor dem Ansehen herunterzuladen und den Flugmodus zu aktivieren, bevor Kinder die Geräte verwenden.

Die Studie hebt auch die besondere Vulnerabilität von Kindern gegenüber Mobilfunkstrahlung hervor und fordert Mediziner auf, die Strahlenbelastung in der Familie in Vorsorgeuntersuchungen von Kindern zu berücksichtigen.

Zusätzlich zur wissenschaftlichen Untersuchung weisen die Autor:innen auf die weltweite Kritik an der Digitalisierung von Kindergärten und Schulen hin. Verschiedene Länder haben Maßnahmen ergriffen, um Kinder vor den negativen Auswirkungen digitaler Medien und Mobilfunkstrahlung zu schützen.

Schließlich wird darauf hingewiesen, dass in Deutschland die IT-Industrie Einfluss auf die Bildungspolitik ausübt und die Digitalisierung von Schulen vorantreibt, trotz wachsender Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern und der Qualität der Bildung.

Originalstudie: Davis D, Birnbaum L, Ben-Ishai P, Taylor H, Sears M, Butler T, Scarato T. Wireless technologies, non-ionizing electromagnetic fields and children: Identifying and reducing health risks. Curr Probl Pediatr Adolesc Health Care 2023; 53 (2): 101374. https://doi.org/10.1016/j.cppeds.2023.101374

Die deutsche Übersetzung der Studie und das Faktenblatt können Sie bei diagnose:funk herunterladen:

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