Darüber hinaus zeigte die amerikanische Studie, dass Kinder, deren Eltern täglich mit ihnen spielten, im Alter von 2 Jahren etwas weniger Autismus-ähnliche Symptome entwickelten als Kinder, die sich mehr mit Bildschirmmedien beschäftigten, so David S. Bennett, PhD, Professor für Psychiatrie am Drexel University College of Medicine, und Kollegen.
„Angesichts unserer Ergebnisse in Kombination mit umfangreichen Untersuchungen, die einen Zusammenhang zwischen frühzeitigem Bildschirmgebrauch und Entwicklungsproblemen belegen sowie die Vorteile des frühen Eltern-Kind-Spiels und der Interaktion unterstreichen, ist es vernünftig, bei Säuglingen vorsichtig zu sein und auf Bildschirmmedien zu verzichten und stattdessen mehr Zeit miteinander zu verbringen“, verdeutlichte Bennett gegenüber „Healio“.
Die Wissenschaftler beurteilten die autistischen Eigenschaften teilnehmender Kinder anhand einer modifizierten Checkliste für Autismus bei Kleinkindern (M-CHAT), sie diagnostizierten damit aber nicht das Vollbild einer Autismus-Spektrum-Störung. Sie bewerteten Kinder im Alter von 12 Monaten und erneut im Alter von 18 Monaten. Die Diagnose einer sogenannten Autismus-Spektrum-Störung basiert auf dem Vorhandensein mehrerer Symptome, die die Fähigkeit eines kleinen Patienten zur Kommunikation, zum Aufbau von Beziehungen, zum Interesse an seiner Umwelt, zum Spielen und Lernen beeinträchtigen.
Im Alter von 12 Monaten wurden die Betreuer gebeten anzugeben, ob ihr Kind Fernsehen oder DVDs sah, wie oft sie mit ihrem Kind Bücher lasen oder anschauten und wie oft die Betreuer mit ihrem Kind spielten. Im Alter von 18 Monaten sollten die Erziehungsberechtigten erneut berichten, wie viele Stunden ihr Kind in den letzten 30 Tagen vor dem Fernseher verbracht hatte.
Bennett sagte, die Studie habe mehrere Einschränkungen. Der von ihnen verwendete Test zur Ermittlung autistischer Züge, war kein Test, der eine vollständige diagnostische Bewertung einer Autismus-Spektrum-Störung erlaubt hätte. „Darüber hinaus basierten die Angaben zurzeit, die Kinder vor Bildschirmen verbrachten, nur auf den Aussagen der Eltern zum TV/DVD-Gebrauch des Kindes. Tablets oder Smartphones waren nicht eingeschlossen. Die Ergebnisse können zudem keinen kausalen Zusammenhang (Ursache und Wirkung) zwischen der Exposition gegenüber Bildschirmmedien und autistischen Zügen herstellen, sondern nur bestätigen, dass es eine Verbindung zu geben scheint (korrelativ).“
Insgesamt hatten 7% der Kinder (n = 150) positive Ergebnisse bezüglich autistischer Züge. Kindern, die im Alter von 12 Monaten fernsahen, schrieb der Test mehr autistische Eigenschaften zu – im Vergleich zu gleichaltrigen Kindern, die nicht fernsehen durften. Kinder, deren Eltern mit ihnen täglich spielten, legten ebenso weniger autistische Züge an den Tag als Kinder, deren Eltern weniger oft mit ihnen spielten.
„Derzeit ist es verfrüht, auf der Grundlage dieser Ergebnisse klinische Empfehlungen abzugeben“, so Bennett. „Wir müssen zunächst feststellen, dass die frühzeitige Exposition gegenüber Bildschirmmedien bei einigen Kindern mit Autismus in den ersten Lebensjahren die Entwicklungsergebnisse verschlechtern kann. Es gibt einige Hinweise darauf, dass die Mediennutzung bereits im Alter von 6 Monaten bei Säuglingen maßgeblich davon abhängt, wie sehr Eltern selbst diese Medien nutzen, und der Einstellung der Eltern gegenüber der Mediennutzung […].“
Quellen: Healio, Drexel University College, JAMA Pediatrics